Mit der richtigen Strategie ganz nach oben

Die Eisleberin Nicole Musielak will es ganz genau wissen: nachdem sie bereits als Achtklässlerin "Blut geleckt" hatte, wollte sie es als Neuntklässlerin bis in die Finalrunde nach Merseburg schaffen. Ihre Bilanz nach 3 Jahren als Teilnehmerin bei CDS: 2x Landessieg in Sachsen-Anhalt und in Merseburg ein 2. Platz in der Theorie, sowie ein 2. Platz und ein 1. Platz in der Praxis. Mit Zufall hat das jedoch wenig zu tun: die Strategin Nicole überlässt nichts dem Zufall. Ein Praktikum beim renommierten Bayer-Konzern war ihre Vorbereitung auf die Praxis-Klausur.

Faszi: Nicole, du hast bei CDS zweimal den Landessieg geholt. Und bei der Finalrunde konnte dein Team sogar den 1. Platz im Experimentalwettbewerb abstauben. Wie bist du zu dem Wettbewerb "Chemie - die stimmt!" (CDS) gekommen? Und vor allem, wie bist du bei CDS so weit gekommen?
Nachdem ich in der 7. Klasse eine Einserschülerin im Fach Chemie war, hat mich meine damalige Chemielehrerin ermutigt, an der 1. Runde der Olympiade teilzunehmen. Vorher hatten bereits andere Schüler durch ihre Unterstützung Erfolge bei CDS erzielt. Da ich schon immer Herausforderungen suchte und auch bereits mit anderen Wettbewerben Erfahrung hatte, habe ich dann also in der 8. Klasse mit der Olympiade begonnen. Während der 8. und 9. Klasse hatte ich mich noch gemeinsam mit meinen Lehrerinnen auf die Prüfungen vorbereitet, in der 10. Klasse war es dann vor allem durch Selbststudium.
 
Faszi: Was hat dich daran gereizt, an CDS teilzunehmen?
Zunächst bin ich vor allem dem Wunsch meiner Lehrerin nachgekommen, an CDS teilnzunehmen, da ich mir auch denken konnte, dass sie die Arbeit auch mit einer guten Note honorieren würde ;) Aber ich fand natürlich auch ein Weiterkommen in die 2. Runde reizvoll, weil ich dann die Chance hätte, die Landesschule Pforta [Anm. der Red.: der Austragungsort der Landesrunde] kennenzulernen und dort einen erlebnisreichen Tag zu verbringen. Damit, dass ich dort dann auch einen Preis gewinnen könnte, hätte ich bei meiner Teilnahme als Achtklässlerin nie gerechnet.
 
Faszi: Wem kannst du die Teilnahme empfehlen? Ist CDS nur etwas für Chemie-Nerds?
Empfehlen kann ich den Wettbewerb allen an Chemie Interessierten. Ich würde mich und die anderen Teilnehmer nun nicht unbedingt als Chemie-Nerds bezeichnen. Die meisten von uns haben noch viele andere Interessen. Wir haben eben einfach Spaß an Chemie.
 
Faszi: Spätestens in der zweiten Runde sind die meisten Konkurrenten die sogenannten "Spezialschüler". Wie bist du mit ihnen klargekommen?
Das Zusammentreffen mit diesen Spezialschülern gehört zu den schönsten Erlebnissen bei den Olympiaden, da ich mich so mit Gleichgesinten austauschen kann, die mir an meiner Schule leider nicht so oft begegnen. Ich selbst wäre auch gern auf eine solche Schule gegangen. Dafür hätte ich jedoch täglich von Eisleben z.B. nach Halle fahren und damit meine Hobbys vernachlässigen müssen. Ein Leben im Internat kann ich mir aber auch nicht vorstellen.
 
Faszi: An der Finalrunde in Merseburg haben dieses Jahr ausnahmsweise Schüler aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg teilgenommen. Wir war die Begegnung mit Schülern aus den "alten" Bundesländern?
Es war auf jeden Fall interessant zu erfahren, wie die Schüler aus NRW und BW so lernen. Allerdings war bei der Finalrunde im letzten Jahr das Gemeinschaftsgefühl etwas größer, da wir eine kleinere Gruppe waren.
 
Faszi: Was hat dir an der Finalrunde von CDS in Merseburg besonders gut gefallen?
Die Ausflüge: immer toll (auch, dass es andere waren als im letzten Jahr); und das Volleyballturnier ist ein Muss. Es ist schön, dass die Preise so interessante Bücher sind und nicht ein Umschlag mit Geld wie bei Mathe oder Physik. Beim Praktikum hatte ich dieses Mal Glück: mit der Dünnschichtchromatografie, der Schmelzpunktbestimmung und dem Filtrieren unseres Produktes unter Vakuum im Büchner-Trichter haben wir genau die Techniken angewendet, die ich während meines Schülerpraktikums beim Bayer-Konzern in Bergkamen gelernt hatte. Dadurch hatte unsere Gruppe natürlich einen kleinen Vorteil - den wir auch in den 1. Platz in der Kategorie "Praxis" umsetzen konnten!
Faszi: Wie war dein Praktikum bei Bayer?
Das Praktikum war schon insofern ein Abenteuer, als dass ich 2 Wochen alleine in einer fremden Stadt verbracht habe. In dem Werk dort war ich dann in der ersten Woche bei den auszubildenden Chemikanten im Technikum und habe dort an den großen Rührwerken mitgeholfen. In der 2. Woche war ich im Labor und habe jede Menge Stoffe umkristallisiert und neue Arbeitsverfahren kennengelernt. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, die Mikrobiologie und einen Betrieb, in dem Röntgenkontrastmittel hergestellt werden, zu besichtigen. Es waren dort alle sehr freundlich und ich habe viele nützliche Dinge gelernt.
 
Faszi: Du bist auch bei anderen Wettbewerben aktiv. Welche sind das und was steht als nächstes an?
Ich nehme auch regelmäßig an der Mathe- und der Physik-Olympiade sowie am Geografiewettbewerb, bei denen ich es wiederholt auf vordere Plätze in den Landesrunden geschafft hatte. Derzeit versuche ich mich an den Internationalen Bio-, Physik-, und Chemieolympiaden, die ich nach den Ferien abgeben muss. Für den Rest dieses Schuljahres habe ich erst einmal Pause. In den Sommerferien geht es dann zur Deutschen Schülerakademie und für September habe ich eine Einladung zum Landesseminar Physik erhalten.
 
Faszi: Dann hast du ja einen ganz schönen vollen Zeitplan. Schaffst du es denn da überhaupt, auch noch "gewöhnlichen" Hobbys nachzugehen?
Mir ist Sport sehr wichtig. Darum spiele ich im Vereinstennis, gehe laufen und fahre ab und zu mit meinem Vater zu Fußballspielen nach Berlin um den Hertha BSC anzufeuern. Daneben nehme ich in der Musikschule Keyboardunterricht und bin auch als Ministrantin aktiv.
Fotos: Karola Richter